Ebenso wie Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ ist auch der Pfirsichnachts-Traum eine Liebesgeschichte. Eine, die sich alljährlich wiederholt, nämlich immer dann, wenn der Sommer am Horizont auftaucht und die ersten Pfirsiche auf den Markt kommen. Der Pfirsich ist wahrscheinlich die verführerischste aller Früchte. Nicht nur wegen seiner samtweichen Haut, sondern vor allem wegen seines unvergleichlichen, süssen Geschmacks, der noch besser zur Geltung kommt, wenn die Frucht warm gegessen wird – genauso wie im nachfolgenden Rezept.
In der Traumdeutung wird der Pfirsich als Symbol erotischer Bedürfnisse verstanden. Die reife Frucht steht als Ausdruck vollendeter Liebe, verkündet schöne Tage, Versöhnung, Glück, Reichtum und Erfolg in der Liebe. Was will man mehr? Die Blüten des Pfirsichbaums sind das ultimative Frühlingsversprechen. In China, wo das Obst ursprünglich herkommt, blühten Pfirsichbäume schon vor 4000 Jahren. Sie symbolisieren langes Leben und schützen vor bösen Geistern. Auch die Schönheitsindustrie liebt den Pfirsich. Das Ideal der Pfirsichhaut kommt nicht von ungefähr. Und die Benediktineräbtissin Hildegard von Bingen, die bereits im Mittelalter ganzheitliche medizinische Schriften verfasste, welche die Gesundheit von Körper, Geist und Sinnen als voneinander abhängig betrachtet, empfahl Frucht, Blätter, Wurzeln, Harz und Rinde des Pfirsichs gar bei Kopfschmerzen und Gicht zur äusserlichen Anwendung.
Achten Sie beim Kauf auf den Zustand der Früchte und gehen Sie auf dem Nachhauseweg unbedingt so sanft wie möglich mit ihnen um. Pfirsiche mit Dellen verderben rasch. Unversehrte Exemplare ohne Druckstellen sind im Kühlschrank jedoch einige Tage haltbar, auch wenn sie ihre volle Reife erlangt haben. Für den nachfolgenden sommerlichen Dessertraum benötigt man vollreife Früchte damit ihr Geschmack optimal zur Geltung kommt. Ihre Gäste werden Ihnen zu Füssen liegen wie Shakespeares Demetrius seiner Helena.
Rezept ein Pfirsichnachts-Traum (für 4 Personen):
- 4-6 vollreife gelbe Pfirsiche oder weisse Nektarinen
- 150 g frische Himbeeren
- 3 Eiweiss von glücklichen Hühnern
- 2 EL gemahlene Mandeln (oder Haselnüsse)
- 3 EL Zucker
- 1 EL Mehl (oder Kartoffelmehl für die glutenfreie Variante)
- 2 EL Himbeergeist (kann man auch weglassen)
- 4 ofenfeste kleine Backformen
- 2 EL zerlassene Butter und etwas mehr zum Ausstreichen der Formen
- 1 Prise Salz
Zubereitung:
Den Ofen auf 200° vorheizen.
Die Backformen mit wenig Butter auspinseln. Die Pfirsiche halbieren und in Scheiben schneiden.
Normalerweise schneidet man einen Pfirsich einmal rundherum ein und dreht die beiden Hälften gegeneinander, um ihn zu halbieren. Da er im vollreifen Zustand sehr saftig ist und eventuell zerfleddert, empfiehlt es sich, rund um den Kern herum Scheiben abzuschneiden.
Die Pfirsichscheiben mit der Schnittfläche nach oben in die Formen legen, ein paar Himbeeren dazu geben und mit wenig Himbeergeist beträufeln.
Die Eiweiss und eine Prise Salz in eine Schüssel geben und steif schlagen. Zucker einrieseln lassen und weiter schlagen, bis eine Baisermasse entstanden ist. Nun, Mandeln, Mehl und den Rest der zerlassenen Butter mit einem Spachtel oder einem grossen Schneebesen locker unter die Masse heben und sofort auf die Pfirsiche häufen.
Auf der untersten Schiene des Backofens 12-15 Minuten backen bis die Pfirsiche saften und das Baiser eine schöne Farbe angenommen hat. Den Ofen während der Backzeit nicht öffnen, sonst kann die Baisermasse zusammenstürzen. Aus dem Ofen nehmen und sofort servieren. Evtl. mit einem Blatt Minze dekorieren und mit etwas Puderzucker bestäuben.
Tipp: Man kann anstatt der Haselnüsse auch Amaretti-Streusel oder Kokosflocken unter die Baisermasse heben. Je mehr Zucker man in die Baisermasse gibt, desto weniger zerfällt diese beim Backen. Wer eine schöne, dekorative Form möchte, kann die Baiserasse mit Hilfe eines Spritzsacks auf die Pfirsiche auftragen.
