Es gibt Songs, die schaffen es in den Charts von null gleich auf Platz eins. Adele’s „Hello“ war zum Beispiel so einer. Oder Ed Sheeran’s „Shape of You“. Du hörst sie, verliebst Dich in sie und kannst auf ein Mal nicht genug davon kriegen. So und nicht anders erging es mir mit diesem Ratatouille.
Als ich ihn in die Pfanne haute, war’s um mich geschehen…
Eigentlich habe ich immer eine gewisse Abfolge von Rezepten im Kopf, wenn ich mir überlege, was ich als nächstes posten soll. Ich war gedanklich also ganz woanders, als plötzlich dieser Knüller auftauchte – und mich nicht mehr losliess, bis ich ihn in die Pfanne haute… und dann war’s um mich geschehen…
Dabei ist es ja so, dass ich Ratatouille eigentlich gar nicht mag. Und zwar so sehr nicht, dass ich es nicht nur seit Jahren nicht mehr gegessen habe. Ich habe mich auch standhaft geweigert, es selber zu kochen, obwohl es sich um eins der Lieblings-Gemüsegerichte meines Gatten handelt.
Rata bedeutet umgangssprachlich nichts anderes als Frass
Ich bin mir bewusst, dass dies kein besonders gutes Licht auf mich wirft. Aber offenbar bin ich ja nicht die einzige mit dieser Ansicht. Warum auch sonst haben die Franzosen dieses Mahl so getauft? „Rata“ bedeutet umgangssprachlich nichts anderes als „Frass“. Im Ganzen dann ungefähr soviel wie: umgerührter Frass. Na bitte, ich sag’s doch.
Auf Schwiizerdütsch nennt man sowas auch „Gschlüdder“.
Ratatouille war für mich ein fader Matsch aus scheinbar undefinierbaren Gemüsesorten. Bis eben zu jenem Moment, als ich im Internet der wunderbaren Iris Schwarz begegnete, die auf ihrem Blog Table Tales das Ganze neu erfand, weil sie das Gemüse, statt es zu schmoren, einfach auf einem Blech in den Ofen schob.
Im Ofen entwickelt das Gemüse diese unwiderstehliche goldbraune Kruste
Das ist erstens unkomplizierter. Vor allem aber so viel leckerer, weil es dort in grossen Stücken mit wenig Olivenöl und Salz abgeschmeckt eine goldbraune Kruste entwickelt, lediglich bissfest gebraten wird und erst ganz zum Schluss mit einem zarten, selbst gemachten Tomatensugo vorsichtig vermengt wird, so dass es sich auf dem Teller in eine geschmackliche Sensation entwickelt, die ich ab sofort als „das beste Ratatouille aller Zeiten“ bezeichne.
Wie immer habe ich das Originalrezept leicht abgeändert, ihm ein bisschen mehr Schärfe verliehen und die Menge an Tomatensugo verdoppelt. Ich war beim ersten Testversuch allein Zuhause und gönnte mir das Gericht mit einer grosszügigen Menge Mozzarella als vegetarische Hauptspeise. Mein Mann hingegen labte sich tags darauf an den aufgewärmten Resten mit Tagliatelle. Du könntest auch Kartoffeln dazu servieren. Oder Fleisch vom Grill. Oder Reis. Oder Polenta. Sei kreativ! Experimentiere!
Dazwischen kannst Du in aller Ruhe eine Flasche Wein öffnen
Ratatouille galt früher als „Arme-Leute-Gericht“. Es ist weder ein teurer Genuss noch eine abendraubende Herausforderung. Du benötigst für die Zubereitung zirka eine Stunde, davon sind jedoch lediglich zirka 20 Minuten reine Arbeitszeit. Wenn das Gemüse erst mal im Ofen schmort und der Sugo auf dem Herd sitzt, kannst Du in aller Ruhe eine Flasche Wein öffnen, Dir ein Glas zum Aperitif gönnen und vom mediterranen Süden träumen, der über Deinen Gaumen gleich in Dein Herz flattern wird.
Für mich gibt es derzeit keine bessere Art, regionales frisches Gemüse zu geniessen. Ratatouille ist definitiv mein Sommerhit Nummer 1. In diesem Sinne: Despacito, allerseits!
Rezept Ratatouille (als Hauptspeise für 2 Personen oder Beilage für 4 Personen):
- 1 Aubergine
- 3 grüne oder gelbe Zucchini
- 4 rote oder gelbe Spitzpeperoni
- 3-4 rote Pfefferschoten (optional)
- Olivenöl
- Salz
- frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
- 1/2 Bund glatte Petersilie, in kleine Stücke gezupft
- evtl. eine frische Mozzarellakugel in mundgerechte Stücke geschnitten
Tomatensugo
- 1 rote Zwiebel oder 2 Schalotten, fein gehackt
- 1-2 Knoblauchzehen, zerdrückt oder fein gehackt
- 2 kleine Dosen Pelati oder 1 kg schmackhafte Tomaten (enthäutet und in mundgerechte Stücke geschnitten)
- 1-2 Zweige Rosmarin
- 1-2 Zweige Thymian
- 1 Lorbeerblatt
Zubereitung:
Den Backofen auf 200° vorheizen (bei meinem Gerät gibt es eine Umluftfunktion mit Grill oben).
Die Zucchini längs in 1 cm dicke Streifen schneiden. Die Spitzpeperoni halbieren, entkernen. Aubergine quer in 1 cm dicke Rollen schneiden. Pfefferschoten ganz lassen.
Ein Backblech mit Backpapier auslegen. Das Gemüse so darauf verteilen, dass nichts übereinander liegt. Allenfalls ein zweites Blech verwenden. Gemüse mit Olivenöl bepinseln, salzen und für ca. 30-40 Minuten in die Mitte des Ofens schieben, bis es zart, aber noch leicht bissfest und schön goldbraun geröstet ist.
Jetzt in einem Topf mehr Olivenöl auf mittlerer Stufe erhitzen und darin die Zwiebel grosszügig glasig andünsten. Nach ca 5 min kurz den Knoblauch, das Lorbeerblatt, die Thymian- und Rosmarinzweige mitschwenken und dann mit dem Inhalt der Pelatidosen samt Flüssigkeit ablöschen. Umrühren, salzen, pfeffern und auf kleiner Hitze mit einem Stück Backpapier bedeckt ca 30 Minuten garen lassen.
Falls Du das Gericht mit frischen Tomaten zubereitest, gibst Du statt des Inhalts der Pelatidosen die Tomatenstücke zu den Zwiebeln und löscht das Ganze mit einem kleinen Glas Wasser ab. Die Menge Wasser hängt ein bisschen von der Tomatensorte ab.
Die Tomatensauce vom Lorbeerblatt und den übrigen Kräuterzweigen befreien und grössere Tomatenstücke mit einer Gabel zerdrücken. Die Hälfte der Tomatensauce in eine Gratinform geben. Die Hälfte des Gemüses drauf legen. Die andere Hälfte der Tomatensosse drüber giessen, die Mozzarellastücke drauf verteilen und mit dem restlichen Gemüse und zuletzt mit der glatten Petersilie dekorieren.
Guten Appetit und viel Spass beim Ausprobieren!