In den vergangenen zwei Wochen war Sendepause auf meinem Blog. Das liegt nicht daran, dass ich keine Lust mehr hatte aufs Kochen und Schreiben. Ich war in den Ferien. Und zwar auf Island, der westlichsten Insel Europas knapp unter dem südlichen Polarkreis – unlängst bekannt geworden durch ihre ruhmreiche Fussball-Nationalmannschaft, die es bei der EM in Frankreich überraschend bis ins Viertelfinale schaffte, indem sie die hoch favorisierten Engländer aus dem Turnier kickte, was UK-Fussball-Ikone Gary Lineker zur Aussage veranlasste: „Das ist die schlimmste Niederlage unserer Geschichte. England ist von einem Land geschlagen worden, das mehr Vulkane hat als Fussballprofis.“
Und ausserdem fast doppelt so viele Schafe wie Einwohner. Das fällt sofort auf, wenn man durchs Land fährt. Die Schafe sind das wichtigste Vieh auf Island – man trifft sie überall und in den entlegensten Winkeln. Wenn ich ein Schaf wäre, wäre ich gerne eins auf Island.
Anders als bei uns werden die Tiere dort nicht geschoren und bewegen sich den ganzen Sommer über frei durch die Gegend. Anstatt von Getreideschrot, Kraftfutter und Antibiotika wie in der Stallmast ernähren sie sich ausschliesslich von Gräsern und frischen Kräutern. Ausserdem müssen sie nicht stundenlang zum Schlachthof fahren, wenn ihre Tage gezählt sind. Das erspart ihnen Stress. Und stressfreie Tiere sind nicht nur glücklicher, sondern auch gesünder. Ihr Fleisch enthält bis zu vier Mal mehr Omega-3-Fettsäuren als jenes von gemästeten Tieren aus konventioneller Haltung. Es ist eine Delikatesse, der geschmackliche Unterschied frappant.
Auch die Lachsforellen aus den nahegelegenen Bergflüssen, der fangfrische Kabeljau aus dem Meer und die aus stalleigener Kuhmilch hausgemachten Eissorten von der Biofarm Efstidalur zählen zum Besten, was ich je gegessen habe. Aufgrund ihrer abgeschiedenen Lage haben die Isländer im Laufe der Jahrhunderte gelernt, davon zu leben und damit auszukommen, was sie haben. Das führt dazu, das die Menükarten nicht extrem vielfältig oder abwechslungsreich sind. Dafür ist fast alles, was auf den Teller kommt, saisonal, stammt aus der Region und aus artgerechter Haltung. So, wie es zu Grossmutters Zeiten auch bei uns war, und wie es eigentlich auch heute noch sein sollte.
Würden wir nur 3 mal pro Woche Fleisch essen, könnten wir auf den Import von Fleisch und Futtermittel verzichten
Leider zählen bei den meisten Konsumenten Tierwohl- und Gesundheit nur dann als Verkaufsargument, wenn das Erzeugnis auch günstig ist. Eine No-win-Situation. Für manche Produkte ist die Nachfrage ausserdem grösser als das Angebot, weshalb vieles aus dem Ausland importiert werden muss, wo oft nicht mal die Mindest-Tierschutzvorschriften eingehalten werden, geschweige denn, dass das Vieh jemals eine Wiese gesehen hat. Anstatt über den Preis zu lamentieren, sollten wir ganz einfach weniger Fleisch (und Fisch) essen. Und wenn, dann nach Möglichkeit keines von getreidegefütterten Masttieren.
In der Schweiz werden pro Jahr 400.000 Tonnen Fleisch verzehrt, also 53 Kilo pro Person. Dafür importieren wir zusätzlich zu Fleischprodukten mehr als 650.000 Tonnen an Kraftfutter für Nutztiere, allein vom Eiweissträger Soja rund 280.000 Tonnen jährlich. Würden wir statt einem Kilo nur noch 500 g oder drei Mal pro Woche Fleisch essen, könnten wir nicht nur das Portemonnaie schonen, sondern pro Kopf 600 kg CO2 einsparen. Ausserdem wäre die Schweiz in der Lage, auf den Import von jeglichem Fleisch und Futtermittel zu verzichten.
Warum Fleisch nicht gleich Fleisch ist
Hielten wir uns konsequent an diese Empfehlungen, lebten wir nicht nur verantwortungsvoller, gesünder und ethischer, wir würden auch spätestens über die Geschmacksknospen erfahren, dass Fleisch nicht gleich Fleisch ist, und es sich bei Weiderind oder Steaks aus der Mast nicht um ein und dasselbe Produkt handelt. Ein Versuch lohnt sich. Achten Sie beim nächsten Einkauf auf das Label und kaufen Sie nur noch Agri Natura, Bio Natur plus, Bio Weide-Beef, Natura Beef Bio, Naturaplan, Knospe Bio, Knospe Bio Suisse oder lassen Sie sich vom Metzger Ihres Vertrauens beraten.
Passend dazu empfehle ich, auch auf der Beilagenseite mal was Neues auszuprobieren. Statt Ofenkartoffeln, Knoblauchbrot oder Maiskolben serviere ich zu Fleisch- oder Grillgerichten derzeit am liebsten diesen sommerlichen Linsensalat. Er schmeckt auch als Fleischersatz zum Lunch wunderbar, denn Linsen liefern selbst schon eine Menge Protein: Sie enthalten pro 100 g im Schnitt ca 20 g Eiweiss und sieben von neun essentiellen Aminosäuren. Die beiden fehlenden können ausgeglichen werden, indem man zum Linsensalat z.Bsp. ein pochiertes Ei, ein paar Walnüsse, Reis, Erbsen oder eine Schnitte Vollkornbrot isst.
Rezept sommerlicher Linsensalat (für 4 Personen):
- 250 g Linsen (am besten Puy-Linsen oder Belugalinsen)
- 2 rote Zwiebeln, fein gehackt
- 250 g schmackhafte Cherrytomaten, geviertelt
- 1 rote Paprika, entkernt und klein gewürftelt (kann man auch weglassen)
- 1-2 grüne oder rote Pfefferschoten, klein gewürftelt (kann man auch weglassen)
- 1 Bund glatte Petersilie, grob zerkleinert
- 1 EL Dijon Senf
- Saft einer halben Zitrone
- 2 EL Weissweinessig
- 60-80 ml Olivenöl
- 1-2 EL süsslicher Aceto Balsamico
- Meersalz
- frische gemahlener schwarzer Pfeffer
Die Linsen über Nacht oder mindestens 4 Stunden in reichlich Wasser einweichen. Vor Gebrauch gut abspülen. Einen grossen Topf Salzwasser aufkochen. Die Linsen hineinschütten und ca 10-15 Minuten gar kochen, bis sie bissfest, aber nicht komplett weichgekocht sind. In ein Sieb abgiessen, gut abspülen und abtropfen lassen. Zur Seite stellen.
Während die Linsen kochen, Senf, Zitronensaft, Essig, Olivenöl, Salz und Pfeffer in einer grossen Schüssel verrühren. Zwiebel, Kirschtomaten, Paprika, Pfefferschoten und Petersilie dazugeben. Gut verrühren. Nun die lauwarmen Linsen und den Aceto Balsamico dazugeben. Lange und mehrfach gut umrühren. Eventuell mit noch mehr Aceto, Olivenöl, Salz und Pfeffer abschmecken.
Der Salat schmeckt am besten, wenn er mindestens 30 Minuten durchgezogen hat und bei Raumtemperatur serviert wird. Reste können in einem luftdichten Behälter im Kühlschrank ein paar Tage aufbewahrt werden.
Das Rezept stammt aus dem Buch Meine Rezepte für Gesundheit und gutes Aussehen: Geniessen ohne Gluten, Zucker und Laktose. Ich habe es leicht abgeändert.