Der Pouletkonsum in der Schweiz steigt ungebremst an – und mit ihm die Produktion, um die Nachfrage zu stillen. 2016 erzeugten Schweizer Bauern knapp 70 Millionen Mastküken. Inzwischen dürfte die Zahl noch höher liegen. Die Hälfte davon wird jedoch, weil männlichen Geschlechts, direkt nach dem Schlüpfen vergast oder bei lebendigem Leib geschreddert. Von den überlebenden weiblichen Exemplaren landen 94 Prozent in einem Mastbetrieb mit „Besonders Tierfreundlicher Stallhaltung“. Das Etikett ist Dir beim Einkaufen bestimmt auch schon aufgefallen.
Bei der „Besonders Tierfreundlichen Stallhaltung“, der Name sagt’s schon, handelt es sich zwar nicht um die saftige, grüne Wiese, die man uns in der Poulet- und Eier-Werbung am Fernsehen und auf den Plakaten in den Supermärkten jeweils vorgaukelt. Jedoch erlaubt man sich als Konsument, sich unter einem so wohlklingenden Namen wenigstens saubere, helle Ställe vorzustellen mit viel Platz zum Herumgackern, Scharrflächen, Sitzstangen, Sandbädern und regelmässigem Auslauf ins Freie. Oder etwa nicht?
Das Label „Besonders Tierfreundliche Stallhaltung ist ein Etiketten-Schwindel
Ein kürzlich ausgestrahlter Beitrag des SRF mit verdeckten Aufnahmen, die der Tierschutz-Organisation „Tier im Fokus“ zugespielt wurden, hat jedoch auffliegen lassen: das weit verbreitete und vom Bund mitfinanzierte Marketinglabel „Besonders Tierfreundliche Stallhaltung“ ist ein reiner Etiketten-Schwindel und nichts anderes als grauenhafte Massentierhaltung mit all ihren negativen Konsequenzen!
Die Sendung 10vor10 zeigte Aufnahmen aus mehreren Mastbetrieben, auf denen gesunde, kranke und sterbende Tiere dicht zusammengedrängt koexistieren mussten. Der Kot stapelt sich zentimeterdick. Nicht selten wurden die verwesenden Überreste von toten Tieren direkt neben dem Futtertrog gefunden. Zwar hat gemäss Gesetz jedes kranke Tier gemäss Gesetz Anspruch auf Pflege. Gerade bei der Hühnerhaltung werden Delikte jedoch regelrecht bagatellisiert, berichtete unlängst auch die NZZ.
Die Regeln der „Besonders Tierfreundlichen Stallhaltung“ schreiben vor, dass Masthühner ab dem 21. Lebenstag ein Aussenklimabereich zur Verfügung steht. Weil gerade im Winter die erforderlichen Mindest-Temperaturen von 12 Grad kaum gegeben sind und viele Tiere aufgrund ihrer massiven, schnellen Gewichtszunahmen zu diesem Zeitpunkt bereits eh kaum mehr aufstehen könne, nützt der Paragraph den Tieren leider nur wenig.
Den Konsumenten hilft das vielversprechende Etikett jedoch, ihr schlechtes Gewissen zu verdrängen, weil sie mit dem Kauf solcher Produkte augenscheinlich ja was Gutes tun. Dass in der Schweiz nur jedes Hundertste Huhn kein Mast- oder Legehuhn ist, wird tunlichst verschwiegen. Ebenso die Tatsache, dass einem Legehuhn auf der Stange gerade mal 14cm Platz eingeräumt werden. Selbst auf Demeter-Höfen in Reformhaus-Qualität sind es lediglich 20 cm pro Tier.
Billiges Fleisch ist kein menschliches Grundrecht
Die Produzenten wehren sich mit dem Argument, nur so könne Ware zu vernünftigen Preisen produziert werden. Ich finde jedoch:
Billiges Fleisch, egal ob Poulet, Kalb, Rind oder Schwein – ist KEIN menschliches Grundrecht!
Wer Fleisch isst, hat immer auch eine ethische Verantwortung und den Gegebenheiten entsprechend zu handeln. Zum Beispiel, in dem man grundsätzlich weniger Fleisch konsumiert oder nur noch Produkte aus Freilandhaltung kauft. So ginge die Rechnung im Portemonnaie am Ende nämlich auch auf und das Preis-Argument wäre hinfällig.
Solange wir aber die Augen vor der Realität verschliessen, uns blenden lassen und die Hersteller mit unserem Konsumverhalten nicht zum Umdenken zwingen, machen wir uns mit jedem Bissen mitschuldig am traurigen Schicksal vieler Millionen Tieren in unserem Land.
Eine richtig gute Möglichkeit, mal ein herzhaftes, genussvolles Abendessen ohne Fleisch zu geniessen, bietet dieser knusprige Randen-Quiche. Mit dem glutenfreien, wirklich leckeren Mürbeteig kannst Du problemlos auch mal eine Apfeltarte backen. Er ist wirklich schnell und einfach gemacht. Solltest Du partout kein Händchen für solche Sachen haben, dann kauf Dir wenigstens einen fertigen Mürbeteig und mach Dir mal die selbst gemachte Randen-Füllung dazu.
Viel Spass beim Ausprobieren und guten Appetit!
Rezept (glutenfreier) Mürbeteig
- 100 g Haferflocken
- 50 g Mandelmehl, Kokosmehl oder Leinsamenmehl
- 50 g Dinkel-, Buchweizen oder Reismehl (für die glutenfreie Variante)
- 40 g Leinsamen
- 2 EL Pfeilwurzpulver oder Kartoffelstärke
- 1/2 TL Meersalz
- 80g kalte Butter, in kleine Stücke geschnitten, oder 80g natives Kokosöl
Zubereitung:
In einem Küchenmixer oder einem Food Processor alle trockenen Zutaten zu einem groben Mehl verarbeiten. Die Butter hinzufügen und alles rasch verkneten. Nach und nach 4 EL kaltes Wasser einarbeiten, bis sich die Zutaten zu einem Teig verbinden.
Mit den Händen zu einer Kugel formen und in eine Frischhaltefolie gewickelt im Kühlschrank mindestens 30 Minuten ruhen lassen.
Den Backofen auf 180° vorheizen.
Eine Quicke- oder Tarteform (ca. 22 cm Durchmesser) grosszügig mit Kokosöl oder Butter einfetten. Boden und Rand der Form grosszügig mit dem Mürbeiteig auskleiden. Du kannst das mit den Händen machen. Wenn Du es bevorzugst, den Boden ebenmässig auszuwallen, dann leg ein Stück Backpapier auf den Teig und roll mit dem Wallholz über das Backpapier anstatt direkt über den Teig.
Den Teigboden mit einer Gabel ein paar Mal einstechen und ca eine Viertelstunde blind backen, bis er bereits etwas fest und goldbraun gefärbt ist. Aus dem Ofen nehmen und zur Seite stellen. Die Backofentemperatur auf 170° reduzieren.
Anmerkung: Bitte beachte, dass Mandelmehl nicht das Gleiche Produkt ist wie geriebene Mandeln. Mandelmehl ist sehr viel feiner gemahlen. Mit geriebenen Mandeln bindet der Teig nicht.
Mit Mandelmehl schmeckt der Teig aus meiner Sicht am besten. Er wird damit süsser und etwas geschmeidiger. Wenn Du Nüsse nicht oder nur schlecht verträgst (so wie ich), empfehlen sich wie im Rezept beschrieben ersatzweise Kokosmehl oder Leinsamenmehl.
Rezept Randen-Quiche-Füllung
- 200 g rohe Randen (Rote Bete), geschält und fein gerieben
- 50 g Karotten, geschält und fein gerieben
- 1 EL natives Kokosöl oder Butter
- 1 rote Zwiebel, geschält und gehackt
- 3 Knoblauchzehen, geschält und gehackt
- 2 TL frischer Thymian (nur Blättchen)
- 100 Randenblätter, Spinat oder Federkohl, fein gehackt
- 2 EL Bio-Apfelessig oder Zitronensaft
- 2 EL flüssiger Honig oder Kokosblütensirup
- 3 Eier von glücklichen Hühnern aus biologischer Freilandhaltung
- 1 Becher saurer Halbrahm
- Meersalz
- frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
- 12 Walnüsse, grob gehackt
- 100 g Ziegenfrischkäse oder geriebener Mozzarella (optional)
- wenig flüssigen Honig zum Beträufeln
Zum Servieren
- frische Minze oder glattblättrige Petersilie
- wenig Skyr oder griechischer Joghurt, etwas sauren Halbrahm oder ein bisschen frischer Ricotta
Zubereitung:
In einer Pfanne einen Esslöffel Butter oder Kokosöl bei niedriger Temperatur erhitzen. Die Zwiebel anschwitzen, bis sie glasig ist. Den Knoblauch hinzufügen und zusammen mit dem Thymian weitere 5 Minuten andünsten.
Das Grün mit dem Essig und dem Honig noch unter die Warme Zwiebelmischung heben, so dass die Blätter etwas zusammenfallen. Mit Salz und Pfeffer würzen.
In einer mittelgrossen Schüssel die Eier aufschlagen und verquirlen. Den sauren Halbrahm dazugeben. Die Gemüsemischung dazugeben und sorgfältig unterheben, anschliessend auf dem Mürbeteigboden verteilen.
Die gehackten Walnüsse und den zerbröselten Ziegenkäse in der Mitte des Quiches verteilen. Dabei den äussersten Rand aussparen, so dass die kräftig rote Randenfüllung sichtbar bleibt.
Mit etwas Honig beträufeln und im Ofen für 30-45 Minuten backen, bis der Belag fest und goldbraun und der Mürbeteig knusprig ist.
Vor dem Schneiden unbedingt kurz abkühlen lassen. Mit ein paar Minze- oder Petersilienblätter bestreuen, mit etwas mehr Honig und einem Klecks Yoghurt oder Ricotta beträufeln und lauwarm geniessen.
Der Quiche hält sich gut verpackt für einige Tage im Kühlschrank.
Das Rezept stammt aus dem wunderbaren Buch Die grüne Küche: Köstliche vegetarische Ideen für jeden Tag. Ich habe es minim abgeändert.