Immer wieder sagen mir Leute: „Ich würde ja schon mehr kochen, aber ich hab’s halt nicht so mit dem Rüsten. Es ist zeitaufwändig und langweilig.“ Ich finde: Genau das Gegenteil ist der Fall. Eigentlich ist das Schnippeln der wohltuendste Part am Kochen, weil nach einem langen Tag oftmals geistiger Arbeit endlich die Finger ins Spiel kommen. Durch das unbewusste Tun lassen wir unseren Gedanken freien Lauf und entspannen – genauso wie beim Joggen, beim Auto fahren oder beim Klavierspielen.
Warum wir durch den bewussten Umgang mit Nahrung mehr Positives davon aufnehmen
Kochen befriedigt ausserdem unsere Sinne. Wenn wir zugreifen, tasten, fühlen, verbinden wir uns über unsere taktile Wahrnehmung mit der Natur. Es ist nicht das gleiche Gefühl, ein Gemüse zu essen, dass man fertig gerüstet aus einem Plastikbehälter schnell in die Pfanne haut, als wenn man es handverlesen, gewaschen, geputzt und zugeschnitten oder gar selbst im Garten gezogen hat. Durch den bewussten Umgang mit der Pflanze wertschätzen wir ihre Form, ihre Inhaltsstoffe, ihren Geruch und ihren Geschmack viel mehr. Und – davon bin ich überzeugt – wir nehmen dadurch auch viel mehr Positives von ihr auf.
Das Zubereiten dieses Gerichts ist besonders spannend, weil es aus vielen nicht ganz alltäglichen Gemüsesorten gemacht wird wie zum Beispiel der Petersilienwurzel, deren Vitamin C-Gehalt so hoch ist, dass man schon mit einer Portion von 200 g 80% seines Tagesbedarfs gedeckt hat. Obwohl Wurzelgemüse gerade wieder im Trend liegen, sind einige davon möglicherweise nicht so leicht zu finden. Das macht nichts. Man kann sie einfach durch andere ersetzen. Hauptsache sie sind bunt; je bunter, desto besser.
Die gesundheitlichen Vorteile von Wurzelgemüse
Früher galten Wurzelgemüse als „Arme-Leute-Essen“, heute weiss man ihren Nährstoff-Reichtum wieder zu schätzen. Die Pastinake zum Beispiel war mit ihrem ebenfalls sehr hohen Vitamin C-Gehalt und auch einer leicht antibakteriellen Wirkung bis ins 18. Jahrhundert eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel, wurde dann aber von der Kartoffel verdrängt, weil diese eine weniger lange Wachstumsphase hat. Aber gerade dieses langsame gedeihen im Boden während der sonnenreichen Sommermonate gibt den Wurzelgemüsen so viel Kraft und Intensität. Schön, dass ihre Vielfalt jetzt wieder neu entdeckt wird.
Rezept lauwarmer Salat aus kunterbuntem Wurzelgemüse (Rezept für 4 Personen als Beilage):
- 4 kunterbunte Karotten (alte Sorten neu entdeckt), geschält und in Stifte geschnitten
- 1 Knollensellerie, geschält und in Stifte geschnitten
- 1 Pastinake (je kleiner umso zarter) oder Kohlrabi, geschält und in Stifte geschnitten
- 2-3 Petersilienwurzeln, geschält und in Stifte geschnitten
- 4-5 bunte Kartoffeln oder 2-3 Süsskartoffeln, geschält und in Stifte geschnitten
- Saft von 2 Limetten
- 2 Bund Frühlingszwiebeln (ich bevorzuge thailändische), kleingeschnitten
- 1/2 Bund Koriander oder glatte Petersilie, gehackt
- 3-4 Thymianzweige, Blättchen abgetrennt und fein gehackt
- 2-3 Zweige Rosmarin, fein gehackt
- 2-3 Limettenblätter, fein geschnitten (optional)
- 1 TL Currypulver
- 60 ml Olivenöl
- ein Schuss Aceto Balsamico
- Meersalz oder Fleur de Sel
- Frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
Zubereitung:
Den Backofen auf 240° vorheizen. Ein Backblech mit Backtrennpapier auslegen. Karotten, Pastinake, Knollensellerie, Petersilienwurzel und Kartoffeln in eine grosse Salatschüssel geben. Mit der Hälfte des Olivenöls, dem Currypulver, dem Thymian, dem Rosmarin, den Limettenblättern, 2 TL Meersalz und einer grosszügigen Menge frisch gemahlenem Pfeffer gut mischen und auf dem Backblech auslegen. Dann für mindestens 45 Minuten oder länger auf der mittleren Rille in den Ofen schieben bis das Gemüse goldbraun gebacken und weich ist.
Aus dem Ofen nehmen und zurück in die Salatschüssel geben. Mit dem Rest des Olivenöls, dem Limettensaft und einem Schuss Aceto Balsamico beträufeln. Gut mischen. Zum Anrichten mit Frühlingszwiebeln und Koriander bestreuen und lauwarm servieren. Der kunterbunte Wurzelsalat passt wunderbar zu einem saftigen Stück Fleisch, schmeckt aber auch mit lauwarmem Ziegenkäse oder zu einem Quiche ganz hervorragend. Dieses Rezept stammt ursprünglich aus dem Buch Genussvoll vegetarisch. mediterran-orientalisch-raffiniert von Yotam Ottolenghi. Ich habe es aber mit der Zeit ziemlich nach meinem Gusto abgewandelt.