Diese Woche erschienen die Resultate einer nationalen Umfrage zum Thema Frühstück. Vorgestellt wurde sie unter dem Titel: „4 von 1000 Schweizern frühstücken nackt“. Nicht etwa der Blick hielt diese Tatsache für schlagzeilenwürdig. Sondern der Tages-Anzeiger. Dieser druckte auch noch, dass 60% fürs Zmorge werktags 18 Minuten früher aufstehen, und dass das Konfibrot mit 38% Nennungen hierzulande die absolute Nummer 1 auf dem Frühstückstisch sei. Im Schnitt essen wir zwei Brötli pro Frühstück, hochgerechnet insgesamt 3,2 Milliarden pro Jahr.
Und jetzt raten Sie mal, von wem die Umfrage in Auftrag gegeben wurde? So ein Zufall: Ausgerechnet von einem Konfi-Hersteller! Dieser durfte im gleichen Artikel auch noch erzählen, dass solche Umfrage-Feedbacks für ihn sehr wertvoll seien. Auch als Inspiration für Werbeartikel: „Ein Hero-Pyjama wäre vielleicht gar keine so schlechte Idee.“ Mein ehemaliger österreichischer Chefredakteur hätte das kommentiert mit: „Da hab i scho mehr glacht!“ Schliesslich geht’s auch nicht darum, witzig zu sein. Sondern ehrlich.
Warum das Konfibrötchen eigentlich kein guter Start in den Tag ist
Fakt ist: Die 2.52 kg Konfi und 25.14 kg Brot, die wir pro Kopf laut Statista jährlich verspeisen, sind alles andere als #EnGueteStart in den Tag. Konfitüre muss in der Schweiz gemäss Lebensmittelrecht aus mindestens 50% Zucker bestehen. Und Kohlenhydrate in Form von Brot verwandeln sich im Blut ebenfalls sofort in Zucker. Für unseren Körper hat dies einen ähnlichen Effekt, als ässen wir jeden Morgen ein grosses Stück Biskuitrolle. Gleiches gilt übrigens, wenn das Brot aus Weizenvollkorn gebacken ist. Zwar enthält dieses im Gegensatz zum normalen Korn noch Ballaststoffe und B-Vitamine. Dem Blutzuckerspiegel ist das wurst. Er schiesst nach dem Konfibrötli-Verzehr zuverlässig rasant in die Höhe. Und sobald dies der Fall ist, tritt eine dramatische Veränderung u.a. auch von Gehirnproteinen ein.
Was chronische Erkrankungen und gestörte Gehirnfunktionen mit dem Verzehr leicht verfügbarer Kohlenhydrate zu tun haben
Es entstehen mehr schädliche Abbauprodukte in Form von freien Radikalen. Parallel dazu steigt die Ausschüttung entzündungsfördernder Substanzen an. Beides gilt inzwischen als Dreh- und Angelpunkt für die degenerativen Hirnveränderungen, die man bei Alzheimer beobachten kann, sagt der praktizierende Neurologe und Facharzt für Ernährungsmedizin Dr. David Perlmutter. In seinem Buch Dumm wie Brot: Wie Weizen schleichend Ihr Gehirn zerstört zeigt er auf, wie der Verzehr von leicht verfügbaren Kohlenhydraten und Zucker mit einer erhöhten Neigung zu chronischen Erkrankungen und insbesondere einer gestörten Gehirnfunktion einhergeht.
Perlmutter sagt auch, im Gegensatz zu Herzerkrankungen, erscheinen Erkrankungen des Gehirns oft wie persönliches Pech. Diese Einstellung sei jedoch falsch. Eine gestörte Hirnfunktion entwickle sich ebenso wie eine Herzerkrankung auf der Grundlage unseres Verhaltens und unserer Gewohnheiten. Viele Erkrankungen des Gehirns, von Depressionen bis hin zu Demenz, seien eng mit unserer Ernährungs- und Lebensweise verbunden. Da wir uns die aber über Generationen angeeignet haben, fällt es uns natürlich schwer, von heute auf morgen alles über den Haufen zu werfen. Zumal wir oft keine Alternativen kennen, sondern nur wissen, was definitiv keine sind.
Cornflakes: Manchmal wäre es fast gesünder, die Kartonschachtel zu essen
Zum Beispiel Cornflakes. Denn damit wird man nicht stark wie ein Tiger, sondern unter Umständen genauso dick und krank wie vom Konfibrötli. Das hat sich schnell herumgesprochen, seit bei einer Untersuchung der britischen Konsumentenorganisation Which! in 60 von 100 getesteten Zmorge-Müslis mehr Zucker steckte als in einem Berliner, und die New Yorker Ernährungswissenschaftlerin Marion Nestlé öffentlich erklärte, manchmal wäre es gesünder, die Kartonschachtel zu essen.
In den USA ist das Geschäft mit Cornflakes binnen sechs Jahren von 12.7 Milliarden auf 10.6 Milliarden Dollar eingebrochen. In England wurde der US-Lebensmittelriese Kellogg’s laut des Portals foodaktuell.ch von der britischen Werbeaufsichtsbehörde ASA ausgebremst, die untersagte, dass Special K-Produkte fortan mit den Behauptungen „voll mit wertvollen Inhaltsstoffen“ und „besonders nährstoffreich“ beworben werden dürfen. Betroffen ist auch die dazugehörige Informationspolitik und die entsprechende Webseite des Unternehmens.
Was aber soll oder darf man dann zum Frühstück überhaupt noch essen?
Perlmutter sagt: „Für die Gesundheit insgesamt und einen möglichst guten Schutz vor Herz-, Hirn- und Krebserkrankungen sollte man sich sehr kohlenhydratarm ernähren und zugleich reichlich gesundes Fett zu sich nehmen.“ Diese These stützen immer mehr Ärzte und Wissenschaftler. Auch einer der weltweit renommiertesten Adipositas-Forscher Dr. David Ludwig. In seinem Bestseller Nimmersatt?: Warum wir Fett brauchen, um schlank zu werden rät er zu einer Nährstoffverteilung wie bei der klassischen Mittelmeerdiät mit einem Fettanteil von bis zu 40% bestehend aus viel buntem Gemüse, Nüssen, Nussbutter, Samen, Kerne, Eier von frei laufenden Hühnern, Avocados, fetten Meeresfischen, Rohmilch-Butter von Weidetieren, Kokos- oder Olivenöl.
Die Fettlüge: Der grösste Fehler der modernen Medizingeschichte
Dass das Fett in den 70er Jahren als Übeltäter für die wachsende Anzahl von Herzkrankheiten und Übergewicht in der Bevölkerung gebrandmarkt und systematisch vom Teller verbannt wurde, halten britische Wissenschaftler des National Obesity-Forums und der Public Health Collaboration als „der grösste Fehler der modernen Medizingeschichte“. Gesunde Öle mit hohem Omega-3-Anteil, aber auch einfach ungesättigte und sogar gesättigte Fette verzehrt der Mensch seit über zwei Millionen Jahren. Sie sind für unsere Gesundheit unverzichtbar. Wir benötigen Fett nicht nur als Energielieferanten- und Speicher, sondern auch für den Zellaufbau, zum Schutz der inneren Organe und als Lösungsmittel für die fettlöslichen Vitamine E, D, K und A.
Alternativen für ein gesundes, nährstoffreiches, sättigendes Frühstück
Es gibt auf diesem Blog in der Rubrik „Frühstück“ eine Reihe von Zmorge-Rezepten, die dem Credo der modernen Ernährungs-Wissenschaft entsprechen. Manche benötigen ein bisschen mehr zeitlichen Aufwand als der Griff zur Müslischachtel oder zum Konfibrot. Aber morgens wenig Zeit zu haben, ist keine Ausrede, sich nicht einigermassen gesund ernähren zu können. Wer sich abends oder am Wochenende alle 2 Wochen für eine Stunde in die Küche stellt, um ein Blech selbst gemachtes Granola oder eben diese Quinoa Granola Snackriegel herzustellen, hat immer eine sättigende, nährstoffreiche Kleinigkeit zur Hand – auch unterwegs, wo die Versuchung in der (Hunger-)Not besonders gross ist, zu einem minderwertigen (industriell hergestellten) Produkt zu greifen.
Das bedeutet nicht, dass man sich von heute auf morgen radikal verändern und für immer aufs geliebte Gipfeli verzichten muss. Aber jede Mahlzeit, die weniger oder gar keinen Zucker und leicht verfügbare Kohlenhydrate enthält, ist eine gute Mahlzeit. Die Fakten sprechen für sich. Und wer sich die mal ernsthaft durch den Kopf gehen lässt, wird schnell feststellen, dass all unsere teuren und aufwändigen Massnahmen und Eingriffe zur Erhaltung unserer Schönheit und Gesundheit nichts nützen, wenn wir den Körper aus Achtlosigkeit und Ignoranz täglich von innen vergiften und verlottern lassen.
Rezept Quinoa Granola Snackriegel (für 12 Stück)
- 130 g Quinoa, ungekocht und gut abgespült
- 80 g Haferflocken
- 30 g Kokoschips
- 50 g getrocknete Gojibeeren oder Cacao Nibs
- 50 g Kürbiskerne oder Sonnenblumenkerne
- 150 g Mandelbutter (selbst gemacht) oder Mandelmus
- 150 g Agavendicksaft oder hochwertiger Ahornsirup)
- 2 EL Kokosöl
- 1 TL Zimt
- 1/2-1 TL Meersalz
Den Ofen auf 180° Grad Umluft vorheizen.
Ein Backblech mit Backpapier auslegen. Die Haferflocken und das Quinoa auf dem Blech verteilen und etwa 5 Minuten in den Ofen schieben, bis sie leicht angeröstet sind.
In einer Schüssel, Kokosflocken, Gojibeeren (oder Cacao Nibs) und Kürbiskerne vermischen, das Quinoa und die Haferflocken dazu geben.
In einem kleinen Topf auf schwacher Hitze die Mandelbutter, den Agavendicksaft, das Kokosöl, das Salz und den Zimt zu einer homogenen Masse verschmelzen lassen. Kurz, bevor diese anfängt zu kochen, vom Herd ziehen und über die trockenen Zutaten in die Schüssel giessen. Sehr gut vermischen. Es ist wirklich wichtig, dass alle trockenen Zutaten mit dem flüssigen „Leim“ in Verbindung gekommen sind.
Die Masse auf das Backpapier geben und mit einem Teigschaber oder einem Spachtel zu einem gleichmässigen Rechteck formen. Für zirka 25 Minuten in den Ofen schieben oder solange, bis die die Ecken leicht goldbraun sind.
Bei Zimmertemperatur abkühlen lassen. Erst in Riegel schneiden, wenn die Masse schon ein bisschen ausgekühlt ist.
In einer Guetzlischachtel halten sich die Riegel luftdicht verschlossen (bei Raumtemperatur) ohne Probleme zwei Wochen. Wer seine Riegel eher weicher statt knackig möchte, gibt vor dem Backen zusätzlich 2 EL Honig zur Masse.
Das Rezept stammt vom Blog The New Potato.