Schön, dass die Grippe so kurz vor Weihnachten gerade noch zur Epidemie geworden ist und damit auch unser trautes Heim erreicht hat. Statt Glühwein zu trinken und Weihnachtsplätzchen zu backen, lagen wir die letzten Tage hustend und schniefend im Bett. Das hat aber auch Vorteile.
Man erholt sich gewaltig, wenn man einfach mal nur schläft, statt im Weihnachtsrummel mit der halben Stadt um die Wette zu shoppen oder an Partys fast allabendlich über die Stränge zu schlagen. Dafür kommt man nicht in Stimmung. Selbst dann nicht, wenn man zum gefühlten hundertsten Mal den Trailer für die Helene Fischer Weihnachts-Show gesehen hat.
Da bedarf es schon ganz anderer Kaliber. Zum Beispiel einer künstlichen Beschneiungsanlage aus dem App Store. Die liess ich flugs über meine frisch ausgestochenen Sellerie Sterne rieseln, und schon fühlte ich mich wie Rudolph mit der roten Nase im tief verschneiten Winter Wonderland. Auch meine Baumkugeln habe ich mit den putzigen Sternchen bestückt und anschliessend noch schnell eine Schneekugel daraus gebastelt – was man nicht alles finden kann im grossen weiten Web.
Am Ende aber haben wir doch alle Sterne aufgegessen und fühlten uns ganz festlich dabei. Hätte es sich um normale Sellerieschnitten gehandelt, wären es einfach nur gefälschte Wienerschnitzel gewesen. Bei Sternen jedoch kommt man nicht so leicht auf die Idee vom Gemüse im Fleischpelz. Denn Sterne sind das Symbol für Weihnachten, Wegweiser am Himmel und wenn nötig sogar ein Schutzsymbol gegen Dämonen und Feuer – auch wenn sie nicht aus Gold oder Zimtzucker sind.
Beim nächsten Kinderbesuch werde ich übrigens Teddybären ausstechen, und an Ostern vielleicht ein paar Hasen. Denn mit Essen experimentieren macht Spass. Am allermeisten, wenn es sich dabei um Gemüse handelt. Dass diesem lediglich eine Aschenputtel-Rolle vorbehalten ist auf unserem Speiseteller, finde ich nicht korrekt. Deshalb statte ich das bunte Erbe von Mutter Natur gerne mit immer wieder neuen hübschen Gewändern und Geschmäckern aus, auf dass es mehr und mehr Verehrer finden möge, die es wertschätzen und mit Dankbarkeit und Freude geniessen.
Food Trend 2017: Vegetarische Hausmannskost und mehr Kreativität im Umgang mit Gemüse
Damit liege ich übrigens voll im Trend. Gemäss Forbes ist Gemüse in Form von „vegetarischer Hausmannskost“ (z.Bsp. als panierte Sellerie Sterne 🙂 ) der Food Trend Nummer 1 im kommenden Jahr. Was auf galupasvoice schon Ende Mai thematisiert wurde, nämlich die Forderung nach mehr Kreativität im Umgang mit Gemüse und nach neuen Protein-Portfolios – auch und vor allem auf Restaurant Menükarten – wird weiter an Bedeutung gewinnen.
Im Internet nahm der Suchbegriff „veggies“ in diesem Jahr um 336% zu. Weltweit bestellen immer mehr Leute „pulled mushrooms“, statt „pulled pork“ und Pizza mit Blumenkohlkruste, statt mit schwerem Weizenteig. Nicht nur, weil es leichter und gesünder ist, sondern auch, weil es uns gerade einfach spannender und hipper, weil nachhaltiger und deshalb irgendwie befriedigender reinkommt.
Must have: Lilafarbenes Gemüse – widersprüchlich und doch harmonisch
Besonders lilafarbenes Gemüse ist 2017 ein Must have. In der Farbe Lila trifft Blau auf Rot, Männliches auf Weibliches, Wasser auf Feuer, Frieden auf Krieg, Himmel auf Erde und Geist auf Körper. Sie ist spannungsgeladen, unruhig, widersprüchlich und doch harmonisch und scheint damit genau unsere Zeit zu reflektieren. Man findet beim Einkaufen bereits jetzt viele Gewächse in allen möglichen, lilafarbenen Nuancen, und wofür Ihr Euch auch immer entscheidet, habt vor allem eins damit: viel Spass!
In diesem Sinne auch von meiner Seite frohe Weihnachten und ein paar friedsame, besinnliche Tage!
Rezept für panierte, festliche Sellerie Sterne (für 4 Personen)
- 1 grosser Knollensellerie
- 4 EL Reismehl (oder normales Mehl)
- 1 Packung (glutenfreies) Paniermehl
- 2 Eier
- 2 Zitronen
- genügend Kokosbutter
- Meersalz oder Himalayasalz
- 1frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
- Beliebige Förmchen zum Ausstechen
Den Sellerie in fingerdicke Scheiben schneiden. Am besten gelingt dies mit einer Schneidemaschine oder einem grossen langen Messer.
Einen genügend grossen Topf mit Wasser zum Kochen bringen, salzen. Die Selleriescheiben 3-4 Minuten blanchieren, herausnehmen und mit eiskaltem Wasser abschrecken. Mit Küchenpapier trocken tupfen.
Verschieden grosse Sternförmchen in die Selleriescheiben drücken. Die „Abfälle“ in einer Gemüsesuppe, einer Pastasauce oder einem Smoothie verwerten.
Die Eier in einem Suppenteller mit Hilfe einer Gabel luftig schlagen. Reismehl und Panade in zwei weitere Suppenteller geben. Die Sellerie Sterne von beiden Seiten erst im Mehl wenden, dann durch die Eimasse ziehen und schliesslich gut in die Panade drücken.
In einer Pfanne eine grosszügige Menge Kokosbutter erhitzen. Die Sterne portionenweise ca. 4-5 Minuten beidseitig goldbraun backen. Mit Küchenpapier abtupfen und im Ofen oder einer Wärmeschublade zur Seite stellen. So verfahren bis alle Sterne gebacken sind. Salzen und pfeffern und mit Zitronenschnitzen servieren.
Dazu passt zum Beispiel Kartoffelsalat mit Remouladensauce, aber auch knackiges, buntes Gemüse oder Blattsalat.
Remouladensauce
- 2 hart gekochte Eier von glücklichen Hühnern
- 1 dl saurer Halbrahm
- 2 EL Mayonnaise (oder Vegenaise)
- 1 TL Senf
- 50 – 100 ml hochwertiges Pflanzenöl (z.Bsp. Rapsöl)
- 50 g Gewürzgurken, klein gehackt
- 20 g Kapern, gehackt
- 3-4 EL gehackte Kräuter (Schnittlauch, glatte und krause Petersilie)
Die hartgekochten Eier in einer Schüssel mit einer Gabel zerdrücken. Den sauren Halbrahm, die Mayonnaise und den Senf dazu geben. Das Öl portionenweise eingiessen und gut umrühren, so dass eine sämige, gebundene Sauce entsteht. Kapern, Gurken und Kräuter dazugeben. Salzen und pfeffern.